„Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht mehr nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“(Paul Klee, Tagebücher 1898-1918. Hrsg. von Felix Klee. Köln: DuMont Schauberg, 1957. S. 307)
Der Maler Paul Klee, der aus einer Musikerfamilie stammt und wunderbar Geige spielte, den die Musik bis ans Lebensende begleitete, wusste, dass er Maler und nicht Musiker war. Hier in diesem Zitat zeigt sich Kunst als seine Berufung.
Kunst kann jedoch ganz andere Rollen übernehmen.
Gerne würde ich erfahren, welche Rolle die Kunst – ob nun Malerei, Musik, Poesie, Theater, Tanz und andere- in jedem einzelnen Leben spielt.
Ist sie notwendiger Bestandteil, schmückendes Beiwerk oder nur fünftes Rad am Wagen?
Macht sie den Alltag erträglicher? Erleichtert sie, gibt Hoffnung, sorgt für Entspannung oder verbessert sie gar die eigene Gesundheit?
Bietet sie die Möglichkeit, sich frei auszudrücken, zu provozieren oder wach zu rütteln oder mehr?
Vielleicht kommt sie jedoch in manchem Leben gar nicht vor?
(Gartenvernissage 2006, Foto privat)
04.02.09
Vorgestern hat Bundespräsident Horst Köhler in seiner Rede bei der Übernahme der Ehrenpräsidentschaft des Deutschen Künstlerbundes seine Antwort auf die Frage nach der Rolle der Kunst gegeben. Er betont, dass es schon immer Kunst gegeben hat , obwohl sie ja nun nicht unbedingt notwendig für unser Leben ist. Er fährt fort:
„Kunst – ein Luxus? Offensichtlich nicht! Kunst entspringt einem grundlegenden Bedürfnis des Menschen, sich auch mit den Dingen zu befassen, die sich eben nicht mit dem Maßstab des unmittelbar Nutzbringenden messen lassen. Oder, um es mit anderen Worten Loriots auszudrücken: Ein Leben ohne Kunst ist vielleicht möglich, aber nur halb so schön.“
Vielleicht könnte man sagen, Kunst verleiht dem Leben Schönheit und Würze.
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07.09.09
Aber das ist ja noch nicht alles. Kunst vermag so viel mehr. Hermann Hesse äußert sich im folgenden Zitat ebenfalls über die Rolle der Kunst in unserem Leben:
Letzten Endes muss alle Kunst ihre Daseinsberechtigung daran erweisen, dass sie nicht nur Vergnügen macht, sondern auch direkt ins Leben wirkt, als Trost, als Klärung, als Mahnung, als Hilfe und Stärkung beim Bestehen des Lebens und beim Überwinden des Schweren.
(Hermann Hesse: Brief Nr. 429, An Charlotte Bodmer, 28.3.1961. In: Hermann Hesse: Gesammelte Briefe. Vierter Band 1949-1962. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1986, S. 396.)
Lebenshilfe kann Kunst also auch sein und sie kann Klarheit und größere Leichtigkeit ins Leben bringen.
( zimmer mittendrin,Berlin, mit meinem Triptychon Des Lebens Blütensieg, 2010 )
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11.05.2010
Mit einem ganz ähnlichen Thema beschäftigt sich Tillmann Damrau in seinem sehr lesenswerten Artikel „Soll Kunst das Leben bessern?“ und bereichert damit auch die Fragestelung hier. Besonders aufgefallen ist mir darin das folgende Zitat des Dichters Gottfried Benn über die Wirkung der Dichtkunst:
Alle Dinge wenden sich um, alle Begriffe und Kategorien verändern ihren Charakter in dem Augenblick, wo sie unter Kunst betrachtet werden, wo sie sie stellt, wo sie sich ihr stellen. Sie bringt ins Strömen, wo es verhärtet und stumpf und müde war, in ein Strömen, das verwirrt und nicht zu verstehen ist, das aber an Wüste gewordene Ufer Keime streut, Keime des Glücks und Keime der Trauer, das Wesen der Dichtung ist Vollendung und Faszination.
Hier kommt zum Ausdruck, wie sehr Kunst den Menschen, sein Bewusstsein und sein Leben verändern kann. Sie kann Menschen wieder aufgeschlossener, beweglichen und begeisterter machen und einen Anstoß zu neuem Schwung, Entwicklung , Umdenken und Glück geben.
Liebe Petra,
ein sehr schönes »winterbraunes« und zutreffendes Beispiel dafür, welche Rolle eine künstlerische Sicht auf die Dinge und auch eine dem folgende praktische Ausübung einnehmen kann, führst Du selbst in Deinem neuen Artikel »Frühere Aquarelle« an: Die Kunst begleitet Dich – und offensichtlich nicht nur auf Deinen Reisen und auf gar keinen Fall als »schmückendes Beiwerk oder (…)fünftes Rad am Wagen«.
Meine Kamera ist ebenfalls kein solches.
mit herzlichen Grüßen von khnemo
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Danke, khnemo!
Schön, wie Du „auf Umwegen“ kommentierst!
Ich kann Dir aber hier direkt Dein Kompliment zurückgeben: Dein Wasserfall auf Deinem angegebenen Link (herrliches Foto!!), die fantasievollen Gedanken dazu und der Besuch der Möwe Jonathan sprechen mich sehr an.
Sie geben auch Auskunft darüber, wieviel Dir Kunst in Deinem Leben bedeutet!
Mit liebem Gruß, Petra
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Ein paar ungeordnete GEDANKEN zum Thema aus meinem Tagebuch:
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Bildsprache
Wer OBJEKTE
mit seinem g e i s t i g e n AUGE sucht und fotografiert,
kann letztendlich BILDER zum SPRECHEN bringen …
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© PachT, Erfurt 2013
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Sprache und Musik
Klare SPRACHE und melodische MUSIK
haben etwas GEMEINSAMES, n ä m l i c h
eindrucksvolle AUFKLÄRUNG,
leidenschaftslose VERSTÄNDIGUNG,
sinnvolle UNTERHALTUNG und
wirkungsvolle HEILUNG
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© P. Achim Tettschlag, Blogger und Jürgen Kerth, Musiker / 2015
Zusammengefügte Überlegung nach einem gemeinsamen Gedankenaustausch
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Gedankenbilder – Text und Musik
Wenn
anderer GEDANKEN
in WORT und KLANG
gleichzeitig wahrgenommen werden,
dann
erschließen sich dem ZUHÖRER
bewegte BILDER …
Er selbst wird zum REGISSEUR
bei der VERINNERLICHUNG
der GEDANKENWELT des anderen …
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(C) PachT 2011
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Mein Denken II
So wie andere
das UNSICHTBARE malen
und
das SICHTBARE fotografieren,
so
denke ich über das UNBEGREIFLICHE nach
und
schreibe das BEGRIFFENE nieder …
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(C) PachT 2011
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Kunst und Wahrheit
Die WAHRHEIT der KUNST
ist stets in der SUMME i h r e r
BETRACHTER, ZUHÖRER oder LESER
zu finden …
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[© PachT 2013
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Begleitung durch das Leben
Die diskreteste BEGLEITUNG
durch alle LEBENSSTATIONEN
eines MENSCHEN ist die M U S I K …
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© PachT 2015
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Farbenkenner
Wer die FARBEN alle kennt und richtig mischen kann,
wird augenscheinlich bildhafte FARBKOMPOSITIONEN
schaffen können.
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© PachT 2014
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Worte in Form
Was ich in SCHRIFTFORM gekleidet hinterlasse,
konnte ich einfach nicht in nackten WORTEN stehen sehen !
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© PachT 2013
Aus meinem Tagebuch
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In der Hoffnung, dass keine LANGEWEILE aufgejommen ist … PachT
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Herzlichen Dank für den reichen Schatz an Einsichten über die möglichen Rollen der Kunst! Damit wird auch dieser alte Beitrag, der noch immer gut besucht wird, noch einmal aufgewertet und zugleich wieder aktueller!
Langeweile? Nein, überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil! Anregung und Gedankenfutter…
Am meisten gefällt mir der Gedanke, dass Kunst ein diskreter Begleiter durch das ganze Leben sein kann!
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