(Dieser Beitrag gibt immer noch aktuelle Informationen über das Geistige in der Kunst und über die Entstehung der abstrakten Kunst , auch wenn die Ausstellung schon lange vorbei ist.)
Den interessanten Weg der Malerei in die Abstraktion kann man z.Zt. im Museum Wiesbaden mit über 250 Werken beschreiten. Dort werden in der Ausstellung „Das Geistige in der Kunst“vom 31. Oktober 2010 bis zum 27. Februar 2011 Bilder vom Blauen Reiter (Kandinsky, Marc, Macke, Münter etc) bis zum Abstrakten Expressionismus in den USA gezeigt. Das Ganze lässt sich nur mit zusätzlichen Fördermitteln finanzieren. Dies ermöglicht das gemeinsame Kooperationsprojekt „Phänomen Expressionismus“ des Kulturfonds RheinMain.
(aus dem Prospekt zur Ausstellung : Kahnpartie, Gabriele Münte, 1910)
Ich hatte die Gelegenheit, mir die faszinierende Ausstellung anzuschauen. Eigentlich erwartete ich, auch einige Bilder des Blauen Reiters aus dem Lenbachhaus/München wieder zu sehen. Aber davon war nichts dabei, weil diese nacheinander in 4 japanischen Städten ausgestellt werden, während das Gebäude bis zum Sommer 2012 einer Generalsanierung unterzogen wird. Dafür sah ich viele Bilder aus Privatbesitz, die zum Teil noch nie ausgestellt worden waren. (Man erkennt sie an der fehlenden Verglasung und an dem Stoppstrich, der unter ihnen gezogen ist).
Der Besucher kann gut an den Bildern ablesen, wie sich Malerei allmählich immer mehr von der detailgetreuen Abbildung löste und sich das Interesse der Maler mehr und mehr auf freie Formen und Farben, für die sie sich durch eine „innere Notwendigkeit“ entschieden, konzentrierte:
Schön ist, was durch die innere Notwendigkeit, die der Seele entspringt, geschaffen wird.
( Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst/ Concerning the Spiritual in Art, Dover Publications,S..55)
und :
Ich habe … einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhaltes- zum abstrahieren- zum Geben eines Extraktes.
( Wassiliy Kandinsky und Gabriele Munter in Murnau und Kochel 1902-1914, S.45/46 aus dem Tagebuch von Gabriele Münter)
(aus dem Prospekt zur Ausstellung : Wassily Kandinsky, Murnau – Berglandschaft mit Kirche, 1910)
Die Musik wurde dabei als Vorreiterin gesehen, weil sie losgelöst und frei von einem „Vorbild“ geschaffen werden konnte. Auch mit ihrem Notenbild setzte man sich auseinander:
Lehrreich ist die erschöpfende Knappheit der Übersetzungsmittel und ihre Einfachheit, welche die kompliziertesten Klangerscheinungen in deutlicher Sprache dem kundigen Auge (indirekt dem Ohr) vermittelt. Diese beiden Eigenschaften sind für die anderen Künste sehr verlockend, und es ist erklärlich, dass die Malerei oder der Tanz auf der Suche nach eigenen „Noten“ ist.
(Kandinsky, Punkt und Linie zu Fläche,Benteli Verlag, Bern, S.108)
So sieht man auf der Ausstellung auch einige Bilder mit einem musikalischen Thema.
Die fortschreitende Abstraktion , die wir bei Kandinsky und Münter vor allem in Landschaftsbildern auch in dieser Ausstellung verfolgen können, zeigt sich bei Jawlensky oft auch in Porträts, die er z:B. auch von der Malerin, Kunsthändlerin und Kunstsammlerin Galka Scheyer malte. Als diese eines Tages seine Bilder sah, entschied sie sich, sein Werk zu vertreten . Zunächst stellte sie nur seine Bilder deutschlandweit aus, dann aber gründete sie die Gruppe „Die Blaue Vier“ mit ihm, Kandinsky, Paul Klee, Feininger. Auch von ihnen ist einiges in Wiesbaden zu bewundern.
(aus dem Prospekt der Ausstellung)
Gaika Scheyer brachte die Bilder dieser Maler schließlich auch nach Amerika. Damit war der Sprung über den Ozean geschafft . Die jungen amerikanischen Maler führten dann die Abstraktion im Abstrakten Expressionismus und in der Farbfeldmalerei weiter. Zu sehen sind u.a. Adolph Gottlieb, Hans Hofmann, Morris Louis, Robert Motherwell, Barnett Newman und Mark Rothko. Hier geht es dann um das Sublime in der Kunst …
Die hochkarätige Ausstellung versucht zum ersten Mal der Verbindung zwischen der deutschen Malerei und der amerikanischen Nachkriegsmalerei nachzuspüren. Allein deswegen ist der Besuch schon lohnenswert. Aber er bietet ja eben auch noch so viel mehr !
( aus dem Prospekt zur Ausstellung:Mark Rothko, Untitled, 1956)
Liebe Petra,
super deine Kurzbeschreibung über die Ausstellung im Museum Wiesbaden.
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Hallo Angela, freu mich , wenn’s Dir gefällt! Danke für Deinen netten Kommentar !
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