Die Faszination der abstrakten Kunst

Amayo 1 , 2013

 (Amayo 1, 2013, Mischtechnik auf Papier)

(Nach meinem Beitrag Zitiere ich nun richtig? habe ich mich jetzt entschlossen, meine Seite Mehr als 20 Zitate über Kunst  so zu bearbeiten und auszubauen, dass ich die Seite weiterhin veröffentlichen kann.  Gleichzeitig werde ich alles thematisch unterteilen und hier in neuen Beiträgen veröffentlichen und, wenn ich genug Zeit finde, auch ins Englische übersetzen und ein Bild hinzufügen. Dies ist der dritte Teil.)

Malerei löste sich im vorigen Jahrhundert allmählich immer mehr von der detailgetreuen Abbildung.  Das Interesse der meisten Maler konzentrierte sich mehr und mehr auf freie Formen und Farben, für die sie sich durch eine “innere Notwendigkeit” entschieden:
Schön ist, was durch die innere Notwendigkeit, die der Seele entspringt, geschaffen wird.


( Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst/ Concerning the Spiritual in Art, Dover Publications, 1977, S.55)

Ich will hier in diesem Essai nur einige Aspekte dieses Phänomens wieder ins Gedächtnis zurückrufen:
Das genaue Abbild der Außenwelt war meist nicht mehr das Thema in der Malerei. Das hatte ja auch die Fotografie übernommen. Es ging einigen Malern mehr und mehr darum, den “inneren Klang” der Welt (ibid. S.XIII) widerzuspiegeln.
Ich habe … einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhaltes- zum Abstrahieren- zum Geben eines Extraktes.
(Wassiliy Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau und Kochel, 1902-1914, Prestel Verlag, 1994, S. 45/46 aus dem Tagebuch von Gabriele Münter)

Es war eins der Anliegen, Wesentliches der Welt zu entdecken und darzustellen. Dieser Ausrichtung kann man auch heute noch, mehr oder weniger abgewandelt, begegnen:
Mich interessiert die Seele des Objekts, nicht das Maschinelle daran.
(Rebecca Horn,in Women Artists,Taschen 2005, S. 157)
Oder es wird wichtig, bei sich selbst anzukommen, in sich hinein zu lauschen, aus seinem Inneren zu schöpfen, sich auszudrücken …
Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein.
(Marc Chagall, Mein Leben, Hatje, 1959, S. 113)
Mit diesen Worten setzt sich Chagall von Tendenzen in der Kunst ab, die Erforschung und eine wissenschaftliche Herangehensweise anstreben. So distanziert der Künstler sich z.B. vom Kubismus, mit dem er nicht viel anfangen kann.
Etwas in sich reifen zu lassen, im richtigen Moment loszulegen, nichts vom Zaun zu brechen … das sind Prozesse, die bis zum heutigen Tage immer wieder in der Kunst groß geschrieben werden.
Nie missachte ich einen inneren Rhythmus. Ich hasse es, irgendetwas zu erzwingen …
Ich weiß, dass der innere Rhythmus für mich wesentlich ist. Ich höre darauf und halte mich daran.
(Lee Krasner, amerikanische Internetseite)

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     (Amayo 1 , Detail, 2013)

Im Arbeitsprozess und in der Entwicklung eines Künstlers ergibt sich eins aus dem anderen. Alles entsteht und verändert sich aus einer inneren Logik heraus.

Kunst ist keine Inspiration, die ich weiß nicht woher kommt, zufällig ihren Weg nimmt und nichts weiter anbietet als das pittoreske Äußere der Dinge. Kunst ist die Logik selbst, vom Genie geschmückt, einem notwendigen Weg folgend und die höchsten Gesetze in sich tragend.
(Yves Klein, Hannah Weitemeier KLEIN, Taschen, 2001, S. 84)
Yves Klein liefert selbst ein Beispiel dafür. Seine “Blaue Epoche” führt ihn ganz “logisch” zu der des kosmischen Raums, seinem Sprung in die Leere, seiner Idee eines Gesamtkunstwerks und seiner monochromen Malerei.
So fasziniert es mich z.B. auch immer wieder, im Lenbachhaus in München, die konsequente,”logische” Entwicklung der Kunst Kandinskys vom Gegenständlichen hin zur Abstraktion zu verfolgen …
Je abstrakter ein Bild allerdings wird, desto  weniger Respekt zeigt sich manchmal. Den Spruch ”Das kann ich doch auch!” haben schon viele ausgesprochen oder gehört. Viele Betrachter haben bei abstrakter Kunst auch heute noch Schwierigkeiten. Sie wird oft als verwirrend und unverständlich empfunden. Die Frage, ob das nun wirklich Kunst ist, schwingt im Raum und jeder hat sich diese wohl schon mal gestellt, vielleicht ja sogar berechtigt … Gibt es denn noch Kriterien für Kunst, für gute Kunst? Hilft das Treiben auf dem  Kunstmarkt dabei weiter?? Fragen über Fragen …, die den Betrachter immer wieder überfordern.
Doch haben wir nicht alle schon einmal ein Bild bewundert, das uns tief berührt und etwas in uns zum Schwingen bringt, gerade, weil es sich auf das Wesentliche konzentriert und vieles nur andeutet? Lädt der Maler uns nicht so manches Mal in seine ganz eigene Welt ein, in der wir gerne eine ganze Zeit lang verweilen, egal ob sie uns erstaunt, verwirrt, provoziert, entsetzt oder verzaubert? Erfindet er nicht seine eigenen Symbole und Zeichen? Wir lassen ein Kunstwerk auf uns wirken und neue Türe öffnen sich für uns …
Wir gelangen zu einer heiteren Ruhe durch die Vereinfachung der Ideen und der Form. Der Einklang ist unser einziges Ideal. Die Details stören die Reinheit der Linien, sie schaden der Intensität des Gefühls, wir verzichten auf sie.
(Henri Matisse, Über Kunst, Diogenes, 1982, S.92)
Der französsische Maler Henri Matisse ist dem Ideal der Schönheit und Harmonie treu geblieben, während andere Künstler sich davon abwenden.
Die Abstraktion sucht sich eben verschiedene Bahnen.
Eine davon ist die immer größere Bedeutung von Farbe und Form allein.
Das geht so weit, dass sich im Kunstwerk nichts weiter offenbart als eben dies. Die Kunst für die Kunst eben, nichts weiter oder nichts weniger als das …
Die Kunst ist stets weit abstrakter, als wir glauben. Form und Farbe erzählen von Form und Farbe – sonst nichts.“ (Oscar Wilde )
Die Farbe allein wird z.B. zum Thema und sie wird zum Zentrum des Interesses und der Faszination:
Farbe hat wie Licht Anspruch, in der Reihe der Elemente eingestuft zu werden – Feuer, Wasser, Luft, Farbe, Licht und Erde.
(Rupprecht Geiger, Zitat an den Wänden  der Neuen Nationalgalerie, Berlin, Sommer 2008, in einer persönlichen Ausstellung des Künstlers)

Heute sieht man wieder mehr Figürliches in den darstellenden Künsten. Immer wieder widmet sich ein Künstler auch beidem, der Abstraktion wie dem Gegenständlichen. Für mich muss das kein Widerspruch sein. Auch meine Bilder pendeln zwischen Figuration und Abstraktion.

 

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