Heute möchte ich Euch einmal etwas vom Malprozess erzählen, der zu meinem Bild
„Das kleine Mädchen“ führte. Interessiert?
Mit dem Fotografieren habe ich erst mitten im Malprozess begonnen. Ich wollte mir die vorläufigen Fassungen ausdrucken…So sind die 3 Entwicklungen oben erhalten und Ihr könnt ein paar weitere Schritte mitverfolgen, wo es vor allem um den Gesichtsausdruck und das junge Alter des Mädchens geht.(Mit einem Klick auf die Bilder seht Ihr alles genauer und schöner auf Schwarz)
Aber davor war schon einiges geschehen:
Zuerst hatte ich mögliche Sitzhaltungen studiert. Mir kamen dabei Paul Gauguins sitzende und hockende Mädchen in den Sinn:
Paul Gauguin, Hockende Mädchen
Meine Künstlerpuppe bockte beim Hocken. So saß ich sogar selbst Modell :) …Und skizzierte dann einige Haltungen.
Das war schon alles eine Herausforderung für mich, zumal ich ja sonst viel abstrakter male!
Anfangs hatte das Mädchen ein Kleid mit Aussschnitt und langen Zöpfen. Das machte sie aber zu alt. Im letzten Bild oben hat das Mädchen den endgültigen Gesichtsausdruck . Doch danach kürzte ich noch einmal die Zöpfe und gab ihr schmalere Schultern, da sie noch jünger wirken sollte. Außerdem ließ ich das Kleid für das Gedicht noch mehr ergrauen. Das war nicht unbedingt die schönere Lösung…Aber es passte einfach besser zum Gedicht! Und hier ist noch einmal ein Ausschnitt vom fertigen Bild:
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Ragged Grey and Ocean Blue (Echo 2)
Summary
This is about the process of painting „The little girl “
The first images show the progress of my painting „The little girl “ aiming at an adequate expression and showing her her young age. Only the I had begun to take photos to print the variations.
Before, I had had a look at Gauguin’s paintings above to study the possibilities of sitting on the floor. And as my model type didn’t want to sit on the floor I was a model, too :)
At last , the plaits got shorter, her shoulders smaller to make her younger and her dress greyer to correspond to the poem.
Nun habe ich mal einen Einblick bekommen, wie der Werdegang des Bildes war – das ist ja ungeheuer interessant! Zumal ich gestehen muss, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ein Maler an sein Werk herangeht (es gibt sicher unterschiedliche Herangehensweisen) und wie bei der Entstehung eines Bildes seine Gedankengänge sind. Das „Ergrauen“ des Gesichtes war mir beispielsweise nicht wirklich aufgefallen und nun lege ich viel mehr meine Blicke in die Einzelheiten.
Wie schön ist es auch zu sehen, dass „Das kleine Mädchen“ noch in Dir nachwirkt und Dich weiterhin inspiriert, liebe Petra.
Herzliche Grüße
Sylvia
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Ja, meine Bilder entstehen auch ganz unterschiedlich.
Einige sind geplant wie dieses, andere entstehen spontan Schritt für Schritt wie Frage, Antwort und Echo…Dass ich das hier so beschreiben konnte, hatte damit etwas zu tun, dass mich das Bild ohne Hortensie sehr ansprach…Das Gesicht habe ich zum Schluss nur blasser gemacht, das Kleid wurde grauer …Herzlichen Dank für dein schönes Feedback! Ich schätze das jetzt ganz besonders, weil es dir ja um einiges besser gehen könnte … Das wünsche ich dir von Herzen! Take care!
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Vielen Dank für diesen Einblick in deine Werkstatt. Wir sind ja bereits mehrere Male in den Genuss digitaler Nachbearbeitungen gekommen. Und auch da hat sich gezeigt, wie scheinbar geringfügige Veränderungen eine große Wirkung erzeugen können. Hier sehen wir nun, dass dies auch auf dem Weg zum fertigen Bild so ist. Hier wirkt es auf mich – um einen musikalischen Vergleich herbeizuziehen – wie ein Lied, bei dem Text und Melodie bereits fertig sind. Nun geht es an die Harmonien. Welche Akkorde erzeugen die „richtige“ Stimmung? Der eine klingt zu hart. Der andere zu hell. Usw. Konstant ist bei den drei Varianten für mein Empfinden die innere Stärke. 1 wirkt dabei recht verschlossen und misstrauisch. Bei 2 ist es eher eine schüchtern-verletzliche „Teiloffenheit“. Und 3 wirkt wesentlich selbstbewusster und scheint auch eher neugierig als misstrauisch zu sein. Ich könnte nicht einmal genau benennen, was, genau, diese Veränderungen ausmacht. Aber die Auswirkungen sind enorm.
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Der Vergleich mit der Musik gefällt mir wieder gut! Und so wie ein Ton das Ganze voll verändern kann, sind’s bei der Malerei auch oft die kleineren Ausbesserungen und Veränderungen…
Ich habe die Veränderungen des Ausdrucks ganz bewusst so gewollt! Ich war auch erstaunt, wie viel mehr ich inzwischen in den Gesichtern lesen und das dann auch ausdrücken kann als früher, obwohl ich das ja schon lange nicht mehr so gemacht habe… Die Augen und die Partie darum, die Augenbrauen, die Mundwinkel, ja die Gesichtsform etc, etc
Ganz herzlichen Dank!Es ist immer wieder wunderbar und oft auch inspirierend, solche Resonanz zu bekommen!
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Bei diesen Nuancen, bei denen mit ganz wenig Veränderung eine große Wirkung erzielt wird, fängt es, denke ich mal, auch an, richtig schwierig zu werden.
Für mich sind die Musikvergleiche vor allem auch eine Möglichkeit, durch Parallelen zu etwas Bekanntem dem weniger Bekannten auf die Spur zu kommen. Das klappt auch bei anderen Dingen immer wieder erstaunlich gut. Es ist wie beim Übersetzen von einer Sprache in die andere. Vieles lässt sich sehr gut „transportieren“ – aber einiges bleibt auch unübersetzbar.
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Ja, ich kenne deine feinsinnige Erfahrung auch!
Ich habe mal erlebt, wie eine Tänzerin zu meinen Bildern spontan zu tanzen begann. Das war ein ganz besonderer, unvergesslicher Moment für mich, weil ich viel von meiner Malerei in ihrem Tanz ausgedrückt sah. Wenn so etwas zusammentrifft, sind das Sternmomente für mich.
So sind die Nuancen und Details in der abstrakten Malerei auch andere und doch ähnlich wie hier in diesem viel konkreteren Bild. Dort folge ich der Spur meines Inneren, hier mehr der sichtbaren, äußeren Spur. Und doch ist da viel Gemeinsamkeit…Diese Erfahrungen wieder zu machen, war alle Bemühungen wert!
Welche davon am anstrengendsten waren? Schwer zu sagen…
Hab Dank für diesen schönen Gedankenanstoß!
Lass es dir heute so richtig gut gehen! :)
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