(Gewidmet dem Projekt Kinder im Aufwind ) Summary below
(Angst, digitale Arbeit, 2017 © Petra Pawlofsky)
„Immer wenn die Angst weggeht, haben die Terroristen ihr Ziel nicht erreicht.“ (Carsten Warner, Autor im Tagesspiegel, Kinderseite, unter „Sie wollen Angst machen“ )
In meinem letzten Beitrag „Und wie sag ich’s meinem Kind?“ ging es um die Frage, ob und wie wir Kinder nach traumatischen Ereignissen informieren . „Was können wir dafür tun, dass unsere Kinder nach einem Attentat wie in Berlin wieder beruhigt zur Tagesordnung zurückkehren ?“ist nun hier die Frage.
Klein-und Schulkinder brauchen vor allem die Zuversicht, dass ihnen nichts passiert und sie ihre Eltern nicht verlieren. Wenn die Eltern dem Kind sagen „Ich passe auf Dich auf, dass Dir nichts geschieht“, beruhigen sie mit dieser Notlüge die kleineren Kinder und geben ihnen die nötige Sicherheit zurück .( Auch Kinderpsychologen sehen diese als notwendig an.)
Wie wichtig es ist, als Eltern ruhig und sachlich zu bleiben, wissen wir bereits.
In dem Interview „Man braucht jetzt Menschen, die nicht weinend vom Stuhl fallen“ sagte Traumatologe Christian Lüdke nach dem Pariser Attentat im November 2015
„Viele Kinder sind nach Hause und sofort in das Bett der Eltern oder Großeltern. Für Kinder ist das der sicherste Platz der Welt. Dann haben sehr viele angefangen zu malen und zu zeichnen. Es war bewegend.“
Für alle Altersgruppen gilt:
Immer wieder auch an die guten Seiten denken z.B.
dass normalerweise das alltägliche Leben ohne solch schlimme Ereignisse abläuft, aber eher nur Ungewöhnliches in den Nachrichten vorkommt… Dass es unwahrscheinlich ist, dass ihnen auch solch ein Attentat zustößt…dass es weniger unwahrscheinlich ist als ein Unfall …Dass ganz Berlin an jenem Abend voll Leute war und nur dort am Breitscheidplatz bekam man etwas vom Terror mit
… Wir können die Kinder auch auf die schnelle Ankunft der Rettungskräfte hinweisen… Ihnen sagen, dass
Krankenhäuser für die Verletzten vorbereitet waren etc, etc
Dabei geht es nicht um Ablenkungsmanöver sondern um zusätzliche Aspekte und eine bessere Einschätzung der Lage.
(In Sicherheit? digitale Arbeit, 2017, © Petra Pawlofsky)
Es gibt auch Beratungsangebote für Eltern und Kinder: Die Internetseite nummergegenkummer z.B. bietet ein Kinder-und Jugendtelefon, und ein Elterntelefon für alle anfallenden Probleme.
Gemeinsam den Ort besichtigen,
Kerzen anzünden und Poster schreiben wie auf dem Bild unten und vielleicht sogar wieder Kinderpunsch dort trinken, das sind weitere Möglichkeiten. Babette Renneberg, Mutter von zwei Kindern und Professorin für klinische Psychologie sagt im Artikel Wie erkläre meinen Kindern, was in Berlin passiert ist : „Wir müssen unseren Kindern durch unser Verhalten zeigen, dass das Leben weitergeht. Dass man sich freuen darf und auch weiterhin auf den Weihnachtsmarkt gehen kann. Wir sollten uns die Freude am Leben nicht durch Attentäter nehmen lassen.“
Christian Lüdke fügt im Interview oben noch hinzu:„Das Zauberwort wäre: Menschen stark machen durch Eigenverantwortung.“ Und er verweist auf die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in solchen Fällen hin, die sich tatkräftig engagieren und in Aktion treten. Er ist überzeugt, dass auch ein neues Gemeinschaftsgefühl enstehen kann. Das neue Wirgefühl einer Stadt …Ein Zusammenrücken. …die Solidarität einer Schicksalsgemeinschaft …Auch das könnte den Kindern neuen Mut geben.
P.S. Weiteres zu diesem Thema findet Ihr in meinen zwei Beiträgen“Die Widerstandskraft stärken 1“ und „Die Widerstandskraft stärken 2“
Wusstet Ihr schon, dass es inzwischen die Seite Fundgrube für das Projekt “Kinder im Aufwind” (eine thematisch gegliederte Inhaltsangabe des Projekts) gibt?)
Summary
How can we take away fear from children after traumatic events such as terror in Berlin? Small children just want to be sure that nothing will happen to them and that they won’t lose their parents. If these just say :“I’ll be with you and I’ll take care that nothing bad will happen to you“ their calm will be restored. Even psychologists recommend this.
In order to assess all the event and to get rid of fear each age group can think and speak of the positive aspects of the event e.g. that this isn’t an everyday event, it won’t probably happen to the child and it’s less likely than an accident etc
To get active again, to go to the place where everything happened, to meet other people, create posters, light candles, can help, too
A new community feeling might grow, full of solidariy, willingness to help, self-responsibility and commitment.
For further help there are online consulting services for parents and children, local and on the web
Bisherige Teilnehmerliste bei Kinder im Aufwind/ Paticipants at the project so far:
Macht doch auch mit ! Die Hinweise dazu findet Ihr im ersten Beitrag der Reihe
Just join in, too! Here you can get the information how to do so.
Wusstet Ihr schon, dass es inzwischen die Seite Fundgrube für das Projekt “Kinder im Aufwind” (eine thematisch gegliederte Inhaltsangabe des Projekts) gibt?)
Eigene Beiträge/ my own articles
Kinder im Aufwind (Einführung)
Von Zeitdruck, Hektik und Ruhe
Die Widerstandskraft stärken 1
Die Widerstandskraft stärken/Strengthening resilience 2*
Generationenreigen/ Round Dance of Generations*
Malen, Singen, Rhythmus: unbedingt!*
Die Kraft in der Ruhe/ Strength in calm 1
Die Kraft in der Ruhe/Strength in calm 2
Und wie sag ich’s nun meinem Kind?*
Wie die Angst vergeht / How fear disappears*
Weitere Beiträge/ Further articles
Sylvia Kling
Kinder erfahren und Eltern sprechen
Random Randomsen
Tomine &Tyler
Anne-Marit
3 Buchbesprechungen:
Ausgegrenzt und Ausgebeutet in Zusammenarbeit mit Amnesty Intenational
Reiner Engelmann: Schlaglicht – Zur Lebenssituation von Kindern hier und anderswo
Ulrike Sokul
2 Buchbesprechungen:
Henriettes Heim für schüchterne und ängstliche Katzen
Titus und der verwunschene Wald
Mitzi Irsaj Kinder im Aufwind – ein Projekt von Petra Pawlofsky und ein kleiner Beitrag von mir
vro jongliert Kinder sind keine Prüfung
Kinder sollten keine Angst haben müssen. Und wenn es denn schicksalsbedingt (???) nicht anders sein kann, dann sollten sie zumindest jemanden haben, der sie auffängt und begleitet.
Danke für Dein Projekt und Deine Bilder dazu.
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Danke für Deine Gedanken und Anerkennung, Belana! Ich habe auch selbst etwas davon, selbst wenn ich mir viel Arbeit damit mache ! :)
Glaubst Du, dass eine angstfreie Kindheit möglich ist ? Und eine beschützende Begleitung kann sicher Wunder wirken, aber kann sie nicht auch schwer schaden? Liebe Grüße, Petra
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Mit beklemmender Genauigkeit ist in dem Bild «In Sicherheit?» dargestellt, was verunsichert. Das Dunkle, Unbekannte, aber auch das Zerfließen dessen, was eben noch Halt und Sicherheit versprochen hatte. Diese weder physisch noch psychisch (be)greifbaren Strukturen – oder eher „Unstrukturen“.
Vor dem eigenen Erfahrungshintergrund möchte ich hier speziell erwähnen, dass Rituale sehr hilfreich sein können (natürlich auch für Erwachsene). So, wie es hier im Beitrag auch angesprochen ist. Wenn man (weil es vielleicht nicht möglich ist oder nicht ratsam erscheint – Schauplätze traumatischer Ereignisse können oft über lange Zeit eine extrem verstörende Ausstrahlung haben) nicht am Ort des Geschehens Kerzen anzünden kann, lässt sich das auch zuhause machen. Vielleicht möchte man auch durch Singen und Musizieren einen liebevollen Gedanken an die Betroffenen senden. Etwas Konkretes zu tun kann oft das Gefühl von Ohnmacht lindern. Und jedes Zeichen „positiver Anteilnahme“ kann auch den Betroffenen eine Hilfe sein (auch wenn „die Welt“ davon meist wenig mitbekommt).
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Herzlichen Dank für Deinen bereichernden Kommentar! Einmal freut mich Deine treffende Interpretation des Bildes „In Sicherheit?“ Flüchtet das Kind doch genau dahin, was seine Angst innerlich zeigt und kaum Leben ermöglicht…Und da Du ja selbst ein Betroffener bist (das war doch so?) sind Deine Tipps ganz besonders wertvoll! Ja, diese kraftgebende Quelle der Rituale , der Kerzen und des Gesangs kenne ich auch gut. Und Kinder sprechen meist ganz besonders darauf an. „Etwas Konkretes zu tun kann oft das Gefühl von Ohnmacht lindern“ finde ich gar nicht mehr in meinem Text, stand jedoch eine ganze Weile lang auch da :) Darauf schwöre ich ebenfalls! Liebe Grüße, Petra
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Ja, seit 2011 weiß ich noch viel besser, wie viel auch kleine Gesten bedeuten können. In diesem Zusammenhang möchte ich auch eine Lanze für die oft geschmähten Internet-Kondolenzbücher brechen. Sie bieten Menschen aus aller Welt eine Möglichkeit, Anteilnahme zu zeigen. Und es ist wertvoll, zu sehen, dass dies vielen Menschen ein Bedürfnis ist. Der Inhalt selber ist dabei nicht so wichtig. Wer seine Anteilnahme zum Ausdruck bringen will, kann einfach sein Herz öffnen und braucht sich nicht den Kopf zu zerbrechen.
An dieser Stelle möchte ich noch über ein ganz persönliches Ritual berichten. Wenn ich bei traumatischen Ereignissen Anteilnahme „ausstrahlen“ möchte, spiele ich jeweils ein bestimmtes Präludium von J.S. Bach. Damit möchte ich eine Schwingung der Harmonie und des Friedens in die Welt hinaus senden. Ein Licht, das in der Finsternis leuchtet.
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Dass es Internetkondolenzbücher gibt, wusste ich gar nicht. Dass sie Sinn machen leuchtet mir aber ein. Musik hat eine wunderbare Kraft und bewirkt Erstaunliches. Ich finde Dein Ritual schön und sinnvoll ! Bach ist dafür sicher besonders geeignet. Aber es gibt viele Menschen, die dazu gar keinen Draht haben. Deswegen rede ich nur noch mit den engsten Freunden darüber. Im Internet möchte ich nicht mehr darüber schreiben. Hab Dank für Deine ergänzenden Gedanken!
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